Kulturhauptstadt nur für Gutverdienende? - Mehrheit in der Verbandsversammlung lehnt Antrag für Kulturpass ab

Mit Unverständnis hat die Fraktion DIE LINKE im Regionalverband Ruhr (RVR) zur Kenntnis genommen, dass die anderen im RVR vertretenen Fraktionen offenbar kein Interesse daran haben, Hartz-IV-Berechtigten und Geringverdiener/innen die Teilnahme an den Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr 2010 zu ermöglichen. Ein Antrag der Fraktion DIE LINKE zur Prüfung eines ruhrgebietsweiten, ermäßigten und unbürokratischen Zugangs zu Kulturveranstaltungen z.B. mit einem über die Stadtgrenzen hinaus gültigen sozialen Kulturpasses wurde abgelehnt.

?Für CDU, FDP, SPD und Grüne ist soziale Gerechtigkeit anscheinend nur eine Leerformel?, so Wolfgang Freye, Sprecher der Fraktion DIE LINKE im RVR. ?Im Programm der Kulturhauptstadt ist die Rede von Teilhabe und Nachhaltigkeit. Das soll offensichtlich nur für die Einwohnerinnen und Einwohner des Ruhrgebietes gelten, die das nötige Kleingeld haben. Das ist unsozial und gibt allen Recht, die befürchten, dass die Kulturhauptstadt in erster Linie ein Event für die ?oberen Zehntausend? wird.?

Der Fraktion DIE LINKE ging es nicht in erster Linie darum, neue soziale Ermäßigungsregelungen zu initiieren. Vielmehr sollten die in den verschiedenen Städten vorhandenen Ermäßigungen städteübergreifend für alle zugänglich gemacht werden.

Darüber hinaus sollte geprüft werden, ?... wie Tickets ab einem bestimmten Zeitpunkt vor Beginn einer Veranstaltung zu stark ermäßigten Preisen an Bezieher/innen von Transferleistungen und Geringverdiener verkauft werden können?. Eine solche Regelung hat z.B. der rot-rote Senat in Berlin mit dem ?Berlin-Pass? eingeführt. Viele Menschen, die es sich zu den normalen Preisen nicht leisten könnten, können so wenigstens ab und zu ins Theater oder in die Oper gehen. Die Häuser sind besser ausgelastet, was im Interesse aller Beteiligten ist.

Den Aufschlag für einen Kulturpass hatte die Fraktion DIE LINKE im RVR bereits im Dezember 2008 gemacht. Die Verbandsversammlung hatte einen Bericht der Ruhr.2010 GmbH zur Ist-Situation angefordert. In dem inzwischen vorliegenden Bericht preist die Ruhr.2010 GmbH die ?Ruhr Atolle? oder die Festmeile auf der A 40 als kostenlose oder relativ preiswerte Events der Kulturhauptstadt und hält dies für ausreichend.

?Nicht zuletzt angesichts der finanziellen Probleme sollte die Ruhr.2010 GmbH sich mehr Gedanken machen, wie sie die Kulturhauptstadt in der Region zu einem Erfolg für alle machen kann?, so Wolfgang Freye weiter. ?An die 50.000 Kulturschaffenden im Ruhrgebiet, die oft in prekären Verhältnissen leben, denkt offensichtlich niemand.?